Warum Aus Um Für In Berchtesgaden

Warum Aus Um Für In Berchtesgaden

3. Art:Festival (by frei:händig) im AlpenCongress Berchtesgaden (BAZ)

3. Art-Festival: Künstler und Handwerker zeigen ihre Werke

Berchtesgaden – Mit dem Ei des Jesus Christus ist es genauso einfach wie mit dem Ei des Columbus, hat der französische Dichter Jacques Prevert einmal gesagt, man müsse nur darauf kommen. Dieser Satz fiel unwillkürlich ein beim Gang durch die Hallen des AlpenCongress, in dem sich am Samstag die Stände des 3. Art-Festivals aneinanderreihten. Auch ein Stück des Kurgartens wurde noch benötigt, um alle Anbieter aufzunehmen. Dabei war es keineswegs nur die Vielfalt der Stände, die beeindruckte. Vor allem der Facettenreichtum an umgesetzten Einfällen ließ viel Raum zum Staunen.

Bilder überwogen auf den ersten Blick: gemalte und gesprühte, in Holz geschnittene, mit filigraner Fingerfertigkeit zusammengesetzte Mosaikarbeiten und andere Techniken. Karoline Kopp beispielsweise malt und »kritzelt« (sagt sie selbst) seit ihrer Kindheit und wird es wohl immer tun. Unter ihren Händen entstehen bunte Fantasiefiguren, die sich wie in einem Kaleidoskop aneinanderreihen. Die Neu-Berchtesgadenerin stellte sich und ihre Arbeiten erstmals beim Art-Festival vor und hofft auch ein wenig, im Gespräch über ihr Wirken Kontakte zu knüpfen.

Und Ramona Rolland hat zu ihren Holzschnitten gleich eine interessante Geschichte. Im Norwegen-Urlaub hat sie in Oslo das Edvard-Munch-Museum besucht und war vor allem von der Grafik des nordischen Meisters so fasziniert, dass sie sich seither an der Technik des Holzschnittes versucht, aber, so zeigen es die ausgestellten Arbeiten, nicht bemüht ist, in ihren Porträts den Spuren Munchs bedingungslos zu folgen.

Dieser Versuchung hatte Marita Scheuerte gar nicht erst zu widerstehen, denn die Werke der Mosaizistin haben längst ihren Unikatcharakter. Mosaike haben es der gebürtigen Kölnerin schon lange angetan. Nach vielen Arbeiten mit unterschiedlichsten Materialien ist sie beim farbigen Glas angekommen. Und bei Porträts, die sie auch mit dieser Technik mit größtmöglicher Genauigkeit kreieren möchte, was voraussetzt, dass sie die Einzelteile mit akribischer Genauigkeit bearbeiten muss, um ein homogenes Gesamtbild zu erreichen.

Genau muss auch Ulrike Plettenberger sein, um den früher so beliebten und weit verbreiteten Thonetstühlen wieder einen schönen und vor allem belastbaren Sitz zu verleihen. »Das Wiener Geflecht« nennt sie das Endprodukt. Mehr als ein Dutzend Stunden braucht die Handwerkerin, um ihr »nostalgisches«, aber weiterhin bei vielen Liebhabern willkommenes Rattan-Flechtwerk an einem Sitz vollständig abzuschließen.

Beliebt sind auch längst die außergewöhnlichen und vielfach unkonventionellen Schmuckstücke von Gabriella Nandori. Die vor fast einem Jahrzehnt von Wien gekommene Wahl-Berchtesgadenerin ist längst eine die heimische Kunstszene bereichernde Institution geworden, die inzwischen eine kleine Galerie am Franziskanerplatz betreibt, wo man ihr auch »auf die Finger« schauen kann.

Es gab vieles zu bestaunen auf diesem Art-Festival. Alles zu beschreiben, geht nicht in einem Artikel. Nichtgenannten sei versichert, dass dieser Text keine Rangliste darstellt. Den Töpfermeister muss man vielleicht erwähnen, dem man zuschauen darf, wie er aus einem Stück Ton ein formschönes Gefäß wachsen lässt. Oder die »Wunschbuch-Frau«, die aus jedem Buch ein persönliches Kunststück macht. Und ein paar Stände weiter machte ein junger Mann gleich seine Bücher ganz selbst und stellte auch sein neues Werk in der »Leseecke« vor. JAH nennt sich der Autor, der eine Geschichte für Kinder schrieb, in der er Igel und Elch zu Partnern werden lässt. Das Buch ist zudem auch vom Autor mit wunderbaren Illustrationen ausgestattet. Sein älterer Partner im vor Wochen neu gegründeten »Sterne-Verlag« kümmert sich um Design. Und lässt aus Resten und von regional gewachsenem Holz schöne Dinge wachsen, bei denen er sich auch von skandinavischen oder japanischen Arbeiten inspirieren lässt.

Das Art-Festival hat in dritter Auflage auch grenzüberschreitende Funken geschlagen. Aus Bad Dürrnberg beispielsweise ist ein »Schmelztiegel« angereist, der in Minuten mit einem geheimnisvollen Brennofen aus einer Gipsform ein kleines bronzenes Kunstwerk erschaffen kann. Und all das muss ins rechte Licht gerückt werden, auch weil es oft die Lampen sind, die bei Einrichtungen die größten Probleme machen. Oliver Becker hat Lösungen. Aufwendig gestaltete Leuchten, die Licht durch kunstvoll verflochtenes, hauchdünnes Holz spenden. (Dieter Meister)