Kultur dahoam
Berchtesgaden – »Nägel mit Köpfen« machen will Jakob Palm. Gemeinsam mit einigen Mitstreitern hat er den Verein »Berchtesgadener Hut« gegründet und will damit nicht nur die aufkeimende Subkultur unterstützen. Der Name ist indes Programm: »Ein Hut für alle, und alles unter einen Hut«, sagt 1. Vorsitzender Palm, und meint damit die Vereinigung der Kunstschaffenden aus der Region.
Die ersten Veranstaltungen haben die Mitstreiter des Kulturvereins »Berchtesgadener Hut« bereits unterstützt – und es sollen noch viel mehr werden. »Ich stamme aus einer Familie der Straßenkünstler«, sagt Jakob Palm, der für die Grünen im Gemeinderat von Schönau am Königssee sitzt und selbst Wirt einer der letzten verbliebenen Kneipen im Ort, dem »Kuckucksnest«, ist. Zehn Live-Konzerte sind dort pro Jahr erlaubt. Mehr lässt das Ordnungsamt nicht zu.
Die Gründungsmitglieder hatten sich beim Open Air »Rock am Rathaus« in Berchtesgaden kennengelernt. Das Open Air, das der Markt Berchtesgaden jedes Jahr veranstaltet, wird von jungen Menschen organisiert. »Rock am Rathaus« ist zum erfolgreichen Freiluftspektakel geworden, seitdem es vor mehr als zehn Jahren das erste Mal stattfand.
Jakob Palm sagt: »Im Berchtesgadener Talkessel entwickelt sich gerade eine Subkultur.« Er begrüßt die Entwicklung. Tatsächlich haben sich im vergangenen Jahr mehrere Kollektive gegründet, die heimischen Künstlern unter die Arme greifen, aktiv unterstützen, aber auch Mut zusprechen wollen. Das Kollektiv »Wurzeltrieb« veranstaltet bereits in der sechsten Auflage eine Open Stage, an der jeder mit künstlerischem Interesse teilnehmen darf, um vor großem Publikum aufzutreten. Das zweite Kollektiv nennt sich »frei:händig«. Es ist ein Zusammenschluss lokaler Künstler unterschiedlicher Bereiche. Gegründet hat man sich »für die Vernetzung, für gemeinsame Projekte und für den Austausch, gegenseitige Unterstützung und um sichtbar zu werden«. Die Kollektive unterscheiden sich zum »Berchtesgadener Hut«, der als Verein gegründet wurde und somit eine körperschaftliche Organisation darstellt, die einen ideellen Zweck verfolgt.
Dutzende Kunstschaffende in Berchtesgaden konnten sind über die Kollektive und den neu gegründeten Verein mittlerweile miteinander verbinden. »Das ist ein Netz aus Netzen. Wir sind alle im Geiste verbrüdert«, so bezeichnet es Jakob Palm. Auch Berchtesgadens Jugendreferentin Franziska Böhnlein ist Teil des Gründungsteams des »Berchtesgadener Hut«, der als Plattform dafür dient, um sich bei kulturellen Anlässen darstellender und bildender Künste gegenseitig unter die Arme zu greifen, sei es bei Musik-Events, Handwerkermärkten oder bei der allgemeinen Veranstaltungsplanung im musikalischen oder handwerklichen Bereich. »Bei uns im Boot sitzt auch der Seniorenverband und der Tierschutz«, weiß Palm, der Einzige des Gründungsteams, der die 30 Jahre bereits überschritten hat.
Bei der ersten Vollmitgliederversammlung traf sich der kürzlich gewählte Vorstand im »Kuckucksnest« oberhalb des Berchtesgadener Bahnhofs. Es ging um rechtliche Dinge, die erledigt werden müssen, seitdem sich der Verein vor gut einem halben Jahr gegründet hat. »Als Verein haben wir natürlich Rechte, aber auch Pflichten«, sagt Palm. An mehreren Veranstaltungen haben die Gründungsmitglieder, darunter Tontechniker Tassilo Neugebauer und Sozialpädagogin Elisabeth Worbs, bereits mitgewirkt, etwa bei einer »Open Stage« im AlpenCongress oder der »Langen Badenacht« im Schornbad, wo die Verantwortlichen mehrere Bands organisierten und die Tontechnik bereit stellten. Dass man gemeinsam mehr erreichen kann, das ist der Grundgedanke, der hinter allem steht. »Wir haben den Willen, aus unserem reichhaltigen heimischen Fundus an Kulturschaffenden zu schöpfen«, sagt Jakob Palm.
Im September soll gemeinsam mit dem »frei:händig«-Kollektiv eine sogenannte »Kunstroas« stattfinden, ein »Call for Artists«, ein Aufruf, an dem sich Künstler beteiligen können. Gesucht werden verschiedene Kunstmedien, vom Gemälde über Skulpturen bis hin zur Performance-Kunst sowie Fotografie und darüber hinaus. Eine Jury will die Einsendungen prüfen und entscheiden, was schließlich im Ortskern von Berchtesgaden ausgestellt werden soll. Auch der Verein »Berchtesgadener Hut« wirkt bei der Organisation aktiv mit.
(von Kilian Pfeiffer)